Siebte „Night of Music“ begeistert im Wiesbadener Kurhaus

Von Peter H. Müller

Alte Bekannte und neue Gesichter: Das „Pop trifft Klassik“-Event hat längst Kultstatus. Die Musiker lassen das Publikum spüren, dass um die Musik geht, nicht um Kommerz.

WIESBADEN – Soll noch einer behaupten, das siebte Jahr sei ein verflixtes. Nein, nein, was für Billy Wilders Hollywood-Komödie und gerüchteweise noch immer für manche Beziehungskiste gilt, ist für die Wiesbadener „Night of Music“ mit Verve widerlegt. Anno 2011 eher aus der Not geboren, hat sich das „Pop trifft Klassik“-Event längst Kultstatus verdient und begeistert auch bei seiner siebten Auflage an zwei ausverkauften Fest-Abenden Publikum wie Mitwirkende gleichermaßen. Alles im Dienst der guten Sache.

Zur Geisterstunde, man könnte auch sagen, „fünf vor zwölf“ oder kurz vor dem übergroßen Schlussbild mit Beethovens „Ode an die Freude“ und gefühlt 150 Menschen auf der Thiersch-Saal-Bühne, sorgt Dunja Koppenhöfer als Evita Perón noch einmal für kollektive Gänsehaut. Obwohl man sich doch an dem ewigen Klassiker „Don’t cry for me Argentina“ eigentlich sattgehört haben könnte. Aber, so kraftvoll, so intensiv und unter die Haut gehend, vom Wiesbadener Sinfonieorchester, dem Rambacher Five-Seasons-Chor wie der „NoM-Band“ brillant begleitet, hat man diesen eher fragilen Song eben ganz selten gehört.

Es geht um die Musik und nie um Kommerz

Es ist einer von vielen eindrucksvollen Momenten an diesem ersten der zwei „Night of Music“-Abende, die auch darüber erzählen, warum das ehedem von Palast Promotion – nach der Absage eines Auftritts des Wiesbadener Orchestervereins mit dem schwer erkrankten „Deep Purple“-Pianisten Jon Lord – spontan initiierte Konzert-Event eine solche Erfolgsgeschichte schreibt. Man spürt als Zuschauer in der Tat, dass es hier, in einem picke-packe-vollen Dreieinhalbstunden-Programm, um die Musik und nie um Kommerz geht. Wird das liebe Geld doch einmal Thema, dann im Appell von Moderator Lothar Pohl und Stiftungsgründer Martin Kasper, für den diesjährigen Charity-Partner „Childaid network“ und deren Projekte in Nepal und Bangladesch großzügig zu spenden.

Ansonsten bringt das bewährte „Pop meets Classic“-Credo auch 2018 zusammen, was vermeintlich nicht zusammengeht: Georges Bizet („Les Toréadors“ und „Habanera“ aus „Carmen“), Björks „It’s oh so quiet“ (Koppenhöfer) und David Bowies „Heroes“ (Michael Stein) oder die legendäre Richard-Strauss-Orchester-Hymne „Also sprach Zarathustra“, „Purple Rain“ von Prince (Lisa Bund/Mario Carillo) die All-Time-Hits der „Bee Gees“. Apropos: Netter Nebeneffekt der diesjährigen Künstlerauswahl nach der Maxime „Made in WI“: Die Stadtgrenzen der Kurstadt haben wieder mal einen neuen Vorort eingemeindet – das schöne Worms, wo die Herren Michael Zai, Franco Leon & Uwe Haselsteiner sich zur wahrscheinlich besten „Bee Gees Tribute Band“ der Welt gefunden haben.

Das weitere Künstler-Tableau ist eine gelungene Mixtur aus „alten Bekannten“ – „Königin Dunja“ (Zitat Lothi Pohl), DSDS-Heldin Lisa Bund oder „The Voice“ Thomas Gundert, der sonst die Rollstuhl-Basketballer der Rhine River Rhinos verstärkt – und ganz neuen Gesichtern wie das Temperamentsbündel Menna Mulugeta („Valerie“ von Amy Winehouse), die deutsch-ägyptische Sopranistin Ingrid El Sigal („Barcarole“) oder die wunderbare Michelle Poole, die mit ihrem eigenen Song „Habit“ die beste Bewerbung für den nächsten James-Bond-Soundtrack abgegeben hat.

Quelle: https://www.wiesbadener-kurier.de/freizeit/kunst-und-kultur/musik/siebte-night-of-music-begeistert-im-wiesbadener-kurhaus_19843428